Kastanienwaschmittel

Waschmittel aus Kastanien herstellen

Jetzt ist er da der Herbst, das heißt die nasse und kalte, aber auch gemütliche Zeit bricht an und neben dem schlechteren Wetter bringt der Herbst uns ja auch jede Menge schöne Sachen wie z. B. das bunte Laub oder eben Kastanien. Diese eignen sich nicht nur wunderbar als Deko oder zum Basteln, sondern man kann damit auch ganz leicht Waschmittel selbst herstellen. Philipp und ich haben uns schon sehr lange vorgenommen, Kastanienwaschmittel endlich einmal selbst herzustellen, doch im Sommer ist das schwer möglich. Bei unserem letzten Herbstspaziergang sammelten wir dann endlich Kastanien und starteten unseren ersten Versuch. Hier berichten wir euch, wie das funktioniert und wie unsere Erfahrungen damit sind. Außerdem erfährst du weiter unten, wie du Kastanienpulver herstellen kannst, aus welchem du das ganze Jahr über Waschmittel machen kannst.

Zunächst will ich dir aber kurz erklären, warum sich Kastanien überhaupt zum Wäsche waschen eignen. Sie enthalten nämlich Saponine. Das Wort kommt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie Seife. Diese Saponine sind chemische Verbindungen, welche in Wasser gelöst seifenartige Eigenschaften aufweisen. Und damit eignen sich Kastanien perfekt, um damit ein biologisches Waschmittel selbst herzustellen. Und hier nun das Rezept:

Zubereitungszeit: ca. 10 Min, Ruhezeit: 8h

ZUTATEN

(für eine Wäscheladung)

  • 5-6 Rosskastanien
  • 200ml Wasser
UND SO WIRD’S GEMACHT:
  1.  Je nach Größe nimmt man fünf bis sechs Kastanien und viertelt diese mit einem scharfen Messer (zumindest bei frischen Kastanien, wie man sie jetzt im Herbst findet sollte das kein Problem sein. Für etwas trockene Kastanien nimmt man lieber den Hammer zum Zerkleinern, dann sinkt das Verletzungsrisiko)
  2. Nun gibt man die Kastanien mit dem Wasser in einen Behälter (einfach ein leeres Schraubglas oder ähnliches) und lässt es einige Stunden stehen (am besten über Nacht).
  3. Für die schnelle Version: Kastanienwürfel mit Wasser aufkochen und 15 Min kochen, danach hat man das gleiche Ergebnis.
  4. Nun das milchige Wasser absieben und ganz normal wie ein Flüssigwaschmittel in das Waschmittelfach der  Waschmaschine geben.

Die Wäsche riecht nach dem waschen sehr neutral, also eigentlich nach nichts. Wer nicht auf angenehmen Duft verzichten will, der kann dem dem Waschmittel ein paar Tropfen ätherisches Öl zugeben. Dadurch riecht die Wäsche so gut, als wäre sie mit konventionellem Waschmittel gewaschen worden, jedoch ohne umweltbelastende oder Allergien auslösende Stoffe. Aufheben kann man das Waschmittel leider nicht, nach ein paar Tagen fängt es an eklig zu riechen. Aber es gibt eine andere Methode, mit welcher man die Kastanien für die Zukunft aufheben kann.

Da Kastanien sehr anfällig für Schimmel sind, sollten sie immer trocken gelagert werden. Das Problem ist nur, dass die trockenen Kastanien sehr hart werden und schwer zu zerteilen sind. Es gibt jedoch eine Lösung: Rosskastanienpulver. Das Pulver lässt sich super lagern, ist schnell dosiert und kann sogar mehrmals genutzt werden. Außerdem lösen sich die Saponine schneller als aus größeren Kastanienstücke, so dass man den angesetzten Sud nicht so lange ziehen lassen muss.

Je nach Ausstattung ist das Pulver schnell hergestellt, wer einen guten Mixer hat, kann die geviertelten Kastanien dort zu Pulver verarbeiten. Wer, wie wir, keinen Mixer hat, muss leider mit dem Messer ran – das hat den Nachteil, dass die Stücke nicht so fein werden. Zum einen bedeutet das, dass das Kastaninenpulver länger getrocknet werden muss und zum anderen, dass man es vor dem Waschen länger ziehen lassen muss. Schließlich die zerkleinerten Kastanien auf einem Backblech in der Sonne oder neben der Heizung trocknen. Dabei sollte man darauf achten, dass die Stücke nicht dicker als einen Zentimeter sind und hin und weider gewendet werden, damit alles gleichmäßig trocknet. Man kann dazu auch die Restwärme des Backofens nutzen.

Für einen Waschgang schließlich 70g Pulver mit 200ml heißem Wasser aufgießen und warten, bis das Wasser schön milchig ist. Bei feinem Pulver reichen 30 Min, bei grobem sollten es schon mehrere Stunden sein. Aufbewahren kann man das getrocknete Pulver einfach in großen Schraubgläsern. Und auch hier sollte das Waschmittel vor dem Waschen immer schön abgesiebt werden, bevor es in die Waschmaschine kommt!

Einen Haken hat das Ganze dann aber doch: In größeren Mengen sind die in den Kastanien enthaltene Saponine giftig für Fische. Ähnlich wie Tenside können sie ab einer „bestimmten Konzentration toxisch für Wasserorganismen wirken“ schreibt das Bayerische Landesamt für Umwelt. Da bisher nur sehr wenig mit Kastanien gewaschen wird, sollten die Saponinenmengen für die Umwelt noch unbedenklich sein, zumal die Kläranlagen laut Umweltämter diese Stoffe entfernen. Sollten jedoch viele Menschen anfangen ihre Wäsche mit Kastanien zu waschen, sollte weiter untersucht werden, inwieweit dies eine Gefahr für die Natur darstellt und wie man dieser Gefahr entgegen wirken kann.

Fazit: Unsere nicht stark verschmutze Wäsche hat das Waschmittel wunderbar sauber bekommen. Auch für die 60°C Wäsche kann man das Waschmittel hervorragend nutzen.  Damit hat das selbstgemachte Waschmittel eigentlich nur Vorteile: Es ist müllfrei, kostenlos und natürlich biologisch abbaubar. Die Gefahren für Fische sollten jedoch weiter untersucht werden.

Probier es ruhig mal aus!

PS: In unserem Artikel “10 Tipps zum umweltfreundlichen Waschen” findest du weitere Hinweise, was es beim umweltfreundlichen Waschen zu beachten gilt. Ich bin mir sicher, dass das eine oder andere dich überraschen wird!

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5 Gedanken zu „Waschmittel aus Kastanien herstellen“

  1. Ich wasche seit ca. 1/2 Jahr mit Efeu. Eine kleine Handvoll Blätter grob zerrupfen, in einen Wäschebeutel o. ä. legen, zur Wäsche in die Trommel legen, fertig. Bei jedem Waschgang neue Blätter zufügen. Klappt prima. Das Zeug wächst wie doll überall. Nur weiße Wäsche wird leicht gräulich. Dafür benutze ich (noch) herkömmliches Biowaschmittel.

    1. Hallo, vielen Dank für deinen Tipp mit dem Efeu. Das haben wir jetzt schon einige Male gehört und können es hoffentlich bald selbst ausprobieren. Das klingt tatsächlich noch unkomplizierter als mit Kastanien.

  2. Hallo, ich habe ein paar Fragen und Anmerkungen zu dem Beitrag.
    Wenn die Saponine durch die Kläranlagen genauso wie die Detergenzien aus den handelsüblichen Waschmitteln aus dem Abwasser entfernt werden, wo ist der Sinn, die üblichen Detergenzien durch die Saponine zu tauschen? Sie haben doch beide den gewünschten Effekt, dass sie beim Waschen als Emulgator fungieren und den ungewünschten umweltschädlichen Effekt, werden aber beide aus dem Abwasser entfernt.
    Ich würde sogar vermuten, dass die Saponine eine schlechtere Waschwirkung haben und davon mehr benötigt wird. Mal abgesehen davon, dass im Waschmittel aus dem Laden noch ein paar Zusatzstoffe wie z. B. Enzyme das Waschergebnis verbessern. Nun kann man Gallseife hinzufügen, aber wo ist dann der Unterschied.

  3. Oh, da habe ich den Beitrag aus Vesehen unfertig abgeschickt.
    Der einzige Vorteil von den Kastanien, den ich sehe, ist, dass sie umsonst und verpackungsfrei sind. Oder gab es Untersuchungen zu der Tensidwirkung der Saponine im Vergleich zum Waschmittel aus dem Laden? Und mit welcher Menge man die gleiche Wirkung erzielt.
    Zu den ätherischen Ölen wollte ich noch Anmerken, dass sie mitnichten harmlos sein müssen. Manche reagieren auf natürliche ätherische Öle allergisch. Die Umweltbelastung kann ebenfalls nicht ohne weiteres bewertet werden. Nicht alles, was aus der Natur kommt, ist gut und harmlos.
    Liebe Grüße aus der Naturwissenschaft

    1. Hallo, vielen Dank für deine Anmerkungen! Tatsächlich besteht der Vorteil von Kastanienwaschmittel für mich darin, dass sie unverpackt und kostenlos sind. Außerdem müssen sie (im Gegensatz z.B. zu Waschnüssen, die ja leider auch gerne mal als alternatives Waschmittel benutzt werden, aber auch zum gekauften Waschmittel) nicht weit transportiert werden. Hinzu kommt, dass in vielen Waschmitteln aus dem Laden (wie du es auch schon meintest) noch Zusatzstoffe sind und das sind häufig auch Füllstoffe, optische Aufheller oder Bleichmittel, die eine zusätzliche umweltschädliche Wirkung mit sich bringen. Manche Waschmittel enthalten ja auch noch Mikroplastik. Es gibt aber auch ökologische Waschmittel, die auf solche Zusätze verzichten und die daher umweltschonender sind. Diese kann man sogar in unverpackt Läden kaufen, so dass sie meiner Meinung nach ökologisch gesehen nicht weniger sinnvoll sein müssen als Kastanienwaschmittel. Dennoch wird auch hier Energie bei der Produktion, dem Transport und der Verpackung benötigt, die bei unserem Kastanienwaschmittel nicht anfallen, so dass die CO2-Bilanz bei einem gekauften Waschmittel schlechter ist. Wir probieren einfach gerne immer wieder neue Dinge aus und waren sehr positiv überrascht von der Waschleistung von Kastanien. Es macht uns Spaß die Kastanien zu sammeln, zu verarbeiten und damit zu waschen und ich finde es faszinierend, dass das so gut klappt. Ich bin jedoch nach wie vor kritisch was die Saponinen angeht. Sollte sich herausstellen, dass sie in irgendeiner Form umweltschädlicher sind, als die künstlichen Tenside in gekauften Waschmitteln macht das Waschen mit Kastanien natürlich keinen Sinn mehr. Bisher habe ich dazu jedoch keine Berichte gefunden und deshalb bleiben wir im Moment bei den Kastanien, da ich keinen Nachteil sehe, oder du?
      Zu den ätherischen Ölen gebe ich dir Recht, da ergänze ich gerne eine Anmerkung im Artikel.
      Ich hoffe ich konnte deine Fragen soweit beantworten? Mein Ziel mit dem Artikel war es zu zeigen wie man mit Kastanien Wäsche waschen kann. Ich finde aber nicht, dass alle Menschen auf Kastanienwaschmittel umsteigen müssen (ich denke aber, dass vermittel ich in dem Artikel auch nicht). Und ich denke, dass bisher noch keine komplett umweltschonende Methode gefunden wurde um Wäsche zu waschen. Es ist meiner Meinung nach aber schon viel erreicht, wenn Menschen auf umweltschonendes Waschmittel umsteigen (im besten Fall aus dem Unverpackt) und die Waschtemperatur beim Wäsche waschen verringern. Liebe Grüße, Lena

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