Bioplastik – die Lösung für die Plastiktütenflut?

In Deutschland werden pro Jahr zwei Milliarden Plastiktüten (Stand 2018) verwendet. Zwar waren es 2015 noch über drei Milliarden, trotzdem ist das natürlich immer noch eine unglaublich große Menge an Tüten, die größtenteils auch nur für wenige Minuten genutzt werden. Eine Lösung ist da natürlich sogenanntes Bioplastik, also Kunststoffe, die biologisch abbaubar sind und/oder aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Klingt gut! Aber ist es das wirklich? Wir schauen uns das Thema in diesem Artikel einmal genauer an.

Welche Arten von Bioplastik gibt es?

Schauen wir uns erst einmal an, welche Arten von Biokunststoffen es überhaupt gibt. Der WWF hat dafür eine schöne Grafik ausgearbeitet.

Biokunststoffe

Es gibt also Biokunststoffe, die

  • aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und nicht biologisch abbaubar sind,
  • aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und biologisch abbaubar oder kompostierbar sind,
  • aus fossilen Rohstoffen (d.h. Erdöl) bestehen und biologisch abbaubar sind.

“Bio” in Bioplastik kann dabei zwei verschiedene Bedeutungen haben. Einerseits, dass das Plastik

  1. biobasiert ist, d.h. aus (größtenteils) aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurde oder
  2. biologisch abgebaut werden kann.

Wie du in der Grafik siehst, hängt das eine nicht unbedingt mit dem anderen zusammen.

Biobasierte Kunststoffe werden hauptsächlich als Verpackungen eingesetzt, wie zum Beispiel einer Getränkeflasche.

Schon gesehen? In unseren online-Kursen findest du noch mehr Alternativen zu Plastik.

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Was bedeutet das?

Nehmen wir eine Tüte aus nachwachsenden Rohstoffen. Sie wird aus meist aus Zuckerrohr gewonnen, das heißt aus potentiellen Nahrungsmitteln. Meist stammt dieser Rohstoff aus Brasilien und wird dort in Monokulturen und unter Pestizideunsatz angebaut. Wenn diese Tüte zu den biologisch abbaubaren oder kompostierbaren gehört, heißt das nicht, dass du sie bei dir zu Hause in den Kompost oder gar in die Natur werfen kannst. Dieser Kunststoff zersetzt sich nämlich nur unter sehr bestimmten Bedingungen, die auch in den meisten Kompostierungsanlagen nicht gegeben sind. Sie brauchen außerdem zu lange, um sich zu zersetzen. In einer industriellen Kompostierungsanlage reicht die normale Durchlaufzeit von vier Wochen dafür nicht aus.

Bei kompostierbaren Bioplastiktüten wird außerdem der Eindruck erweckt, dass sie dann, wie alles auf dem Kompost, zu Erde bzw. Humus werden. Tatsächlich lösen sie sich nur in Wasser, CO2 und mineralische Zusatzstoffe auf.

Wenn man sich den gesamten Lebensweg einer Bioplastiktüte anschaut, stellt man fest, dass der CO2-Ausstoß und Erdölverbrauch geringer ist als von einer konventionellen Plastiktüte. Dieser Vorteil wird aber wieder aufgefressen durch den erhöhten Bedarf an Düngemitteln für die nachwachsenden Rohstoffe. Das Umweltbundesamt urteilt deshalb: Tüten aus Bioplastik sind keine Alternative.

Auch ToGo-Becher sind inzwischen häufig aus Bambus hergestellt. Auch hier klingt das erst einmal super. Kurz gefasst, sind aber auch Bambusbecher nicht mehr als eine etwas weniger schlechte Lösung als Plastikbecher. In diesem Artikel haben haben wir uns ausführlich mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Was sind sinnvolle Einsatzmöglichkeiten von Bioplastik?

Insbesondere in der Landwirtschaft wird häufig mit Plastikfolien gearbeitet, um den Boden abzudecken und so Beikräuter zurückzudrängen. Auch beim Spargelanbau werden oft Plastikplanen verwendet, um Spargel früher ernten zu können. Diese Folien zersetzen sich durch die Witterung. Schnell hat man dann Mikroplastik in der Natur. Hier ist es ein guter Ansatz auf biologisch abbaubare Biokunststofffolien zu setzen. Dadurch wird kein Schaden in der Natur angerichtet.

Was kann ich jetzt machen?

Ganz klar: Durch Bioplastik wird uns vermittelt, dass wir einfach die Tüten und andere Kunststoffe so weiter verwenden können wie zuvor. Leider sind die bequemsten Lösung oft (oder sogar meist?) nicht die besten. Es gibt aber zum Glück für Plastiktüten eine mindestens genauso bequeme Lösung, die die meisten von uns auch schon umsetzen: zum Einkauf einen eigenen Jutebeutel mitnehmen und diesen so oft es geht zu verwenden.

Bei anderen Verpackungen sollten wir uns auch nicht darauf verlassen, dass biobasierte Kunststoffe unbedingt besser sind als erdölbasierte. Auch hier ist es sinnvoll, soweit möglich, auf die Verpackungen ganz zu verzichten. Wir haben in unserer Zero Waste Academy in der Lektion zur Ernährung, einen großen Abschnitt dazu gemacht, welche Verpackung am umweltfreundlichsten ist.

Was denkst du jetzt nach diesem Artikel über dieses Thema? Sind Biokunststoffe trotzdem besser als weiterhin erdölbasierte Kunststoffe zu produzieren oder sollten wir von beiden loskommen? Schreib deine Meinung doch unten in die Kommentare!

Du fandest diesen Artikel interessant? Dann schau doch in unserer Zero Waste Academy vorbei. Dort haben wir zu diesem und vielen weiteren Themen Videos vorbereitet.

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